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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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"Oh my Girl!!" – Das weibliche Geschlecht im Fokus von Frankfurter Kunstausstellung

von Ilse Romahn

(06.09.2017) Vom 8. September bis zum 20. Oktober 2017 lädt die SVETA ART GALLERY Kunstinteressierte zur Ausstellung „Oh my Girl!!" von Hagen Vogel ein. Eröffnet wird die Ausstellung am 7. September 2017 um 19 Uhr.

Oh my Girl
Foto: Hagen Vogel
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Besucher können sich auf ausdrucksstarke Portraits freuen, die das weibliche Geschlecht als isolierte Figuren und Opfer tragischer Schicksale in fiktiven Welten darstellen.

Hagen Vogel sitzt immer in der ersten Reihe: Um die Grenze zwischen Projektion und Realität verschwimmen zu lassen, ist er lieber mitten im Film als nur im Kino. Vogel ist ein Maler der alten Schule. Seine Portraits sind dramatisch wie die Malerei des Barock und gleichzeitig emotional aufgeladen wie die der Romantik im 19. Jahrhundert. Doch seine Protagonisten stammen nicht etwa aus der Bibel oder der griechischen Mythologie – Vogels Herminen kommen aus zu Filmen und Videospielen gewandelter Fiktion. Im Gegensatz zu den akzeptierten Motiven der klassischen Malerei wird die immer einflussreicher werdende virtuelle Welt in Vogels Augen zu Unrecht nicht als Hochkultur erachtet, was ihn zu seinen arbeitsintensiven und langlebigen Huldigungen motiviert.

Eine erstaunliche Spiegelung dieses Prozesses findet sich auch in der zeitgenössischen Gaming-Kultur. Spieler verbringen Stunden über Stunden mit ihren Avataren, verschmelzen mit ihnen, leben und sterben mit ihnen. Auch Vogel verbringt beim Malvorgang dutzende von Stunden mit einer Figur, taucht buchstäblich in sie ein, sodass das Portrait unweigerlich auch Aspekte des Malers innehat, während es gleichzeitig ein Eigenleben entwickelt. Dieses Leben scheint aus seinem ursprünglichen Kontext losgelöst: die Frauen sind alleine und ganz bei sich, das Geschehen und ihr tragisches Schicksal haben sich nicht nur in Form von Pinselstrichen auf ihren besorgten und erschöpften Gesichtern niedergelassen. Was sie durchlebt haben, ist durchaus einer griechischen Tragödie ebenbürtig.

Das Motiv der starken Frau oder auch Weibermacht ist in der Kunstgeschichte vor allem aus der Renaissance bekannt. Biblische Szenen, wie die Enthauptung Holofernes´ durch Judith, um ihre Vergewaltigung zu rächen, fungierten gewissermaßen als Warnungen. In Vogels Werken geschieht die eigentliche Gewalt selten. Sie haben weniger einen moralischen Subtext, sondern können vielmehr als Innenlandschaften gesehen werden – als  Belege für Stärke, Durchhaltevermögen und Sensibilität. Die Betrachtung der isolierten Figur, losgelöst von ihrem Verfolger, Freund, Feind oder gar Liebhaber, erlaubt es dem Betrachter der Werke, seine Fantasie walten zu lassen. Die Tendenz zur Überlegenheit weiblicher Rollen liefert ihm erste Antworten auf die Fragen, die sich beim Anblick der gesammelten Portraits der Ausstellung ergeben. www.sveta-gallery.com/#Ausstellungen