Letzte Aktualisierung: 17.04.2024
"Die Machtstrukturen bleiben die gleichen“
Schauspiel: Martin Luther & Thomas Münzer oder Die Einführung der Buchhaltung
von Adolf Albus
(24.03.2017) Mit einer ebenso unterhaltsamen wie lehrreichen Geschichtsstunde setzen die „Bürgerhäuser Dreieich“ am Mittwoch, 19. April 2017, ihren Schauspiel-Reigen fort. Um 20 Uhr öffnet sich im Bürgerhaus Sprendlingen, Fichtestraße 50, der Vorhang für das Theaterstück „Martin Luther & Thomas Münzer oder Die Einführung der Buchhaltung“, das in einer Inszenierung von Euro Studio Landgraf auf die Bühne gebracht wird.
In den Hauptrollen agieren Carsten Klemm, Benjamin Kernen, Thorsten Nindel. Regie führt Manfred Langner. Die Aufführung des Theaters von Dieter Forte ist ein Beitrag zum Jubiläum „1517-2017: 500 Jahre Reformation“, das 2017 in ganz Deutschland und auch international gefeiert. Es erinnert an den Thesenanschlag von Martin Luther (1483-1546), mit dem dermaleinst in Wittenberg der Grundstein der evangelischen Kirche gelegt wurde.
„Die Verkleidungen wechseln, die Machtstrukturen bleiben die gleichen“, sagte der Autor über sein Bühnenstück. Und in der Tat ist die Aktualität der Originaltexte in Bezug auf die Mechanismen der Macht und die durch Global Player angetriebene Verquickung von Wirtschaft und Politik erschreckend. Die Sprengkraft des 1970 uraufgeführten Werkes ist wie gemacht für eine Gegenwart, in der es um Bankenkrisen, Staatsbankrotte und um die zerstörerischen Auswirkungen des wirtschaftlichen Ungleichgewichts zwischen Arm und Reich geht. Zum Inhalt seines Schauspieles notierte Forte: „Das Stück spielt von 1514 bis 1525. Dass die Bezüge auf unsere Zeit so klar und unübersehbar sind, hat mich selbst überrascht. Es bedurfte keiner Aktualisierung, keiner für das Theater zurechtgebogenen Konfrontation. Es gibt anscheinend Konstellationen, die sich modellhaft wiederholen.“
Es geht um Menschen im Netz der Macht. Es geht um wechselnde Allianzen und die Verflechtungen von Kirchengeschichte, Politik und Wirtschaft zur Zeit der Reformation. In spannenden Handlungssträngen stellt Forte Lebensstationen Luthers denen der Entscheidungsträger der Epoche (Kaiser, Papst, Kurfürsten) gegenüber, die dessen Lehre für ihre wirtschaftlichen und machtpolitischen Ziele missbrauchen. Drahtzieher im Hintergrund ist der Augsburger Bankier Jakob Fugger, in dessen Finanzgeschäfte alle eher mehr als weniger verstrickt sind. Kurzum: Es geht um Fuggers Einführung der Buchhaltung. Es geht um die erste große deutsche Revolution...
Eintrittskarten zum Preis von 17 bis 21 Euro gibt es ebenso wie nähere Informationen beim Ticket Service Dreieich, Fichtestraße 50, Telefon (06103) 6000-0, sowie auf der Internetseite www.buergerhaeuser-dreieich.de.