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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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„Stille Post“ im Museum für Kommunikation

Fotoobjekte von Herlinde Koelbl übers Hören und Sehen

von Karl-Heinz Stier

(23.02.2018) Wer kennt sie nicht, die Redewendung „Dem anderen ein Ohr schenken“ oder den Klassiker „Stille Post“, der Erinnerungen an die eigene Kindheit hervorruft. Eine erdachte Nachricht wird vom Ersten bis zum Letzten flüsternd weitergegeben und am Ende laut ausgesprochen.

Der Effekt: die ursprüngliche Nachricht wird zunehmend verfälscht, Worte und Botschaften verwandeln sich, die Sprache driftet ins Unsinnige – und führt nicht selten zu allgemeiner Erheiterung. Dabei verdeutlicht das Spiel, wie Kommunikation funktioniert und vermittelt, wie Missverständnisse und Gerüchte, aber auch Verständnis und Nähe entstehen.

Auch die Kommunikation von Mensch zu Mensch funktioniert nach diesem Prinzip – ob Alt oder Jung, Schwarz oder Weiß, Mann oder Frau. In ihrem Fotoprojekt „Stille Post. Hören und Verstehen“, das vom 22.Februar bis zum 2. April  2018 im Museum für Kommunikation in Frankfurt zu sehen ist, hat die renommierte Fotografin Herlinde Koelble  die intimen Momente des Flüsterns und Lauschens mit ihrer Kamera festgehalten. Sie brachte 28 ungleiche Paarte im Studio zusammen: Frauen und Männer aus 16 Nationen, fünf verschiedenen Kontinenten und jeden Alters – darunter auch Prominente wie die Schauspielerin Sunnyi Mells, der Barbesitzer Charles Schumann oder die Moderatorin Amelie Fried. Sie alle flüstern einander Botschaften zu. „Dabei versteht jeder etwas anderes und entscheidet individuell, wie er das Gehörte interpretiert und weitergibt. Es ist gleichsam eine non-verbale Kommunikation, es wird nicht deutlich, was gesagt wird und es gibt viel Raum für Interpretationen. Beim Flüstern, lauschen, kichern, witzeln oder nachdenken bauen sie eine Beziehung auf und überwinden die gegenseitige Fremdheit“.

Alle Teilnehmer sind zweimal zu sehen: einmal im Profil, wenn sie flüstern. Danach sehen wir Ihnen direkt ins Gesicht, wenn sie zuhören. „ Beim Fotografieren war es für mich interessant zu sehen, wie sich manchmal der Gesichtsausdruck verwandelt, wenn sich die Menschen vom „Zugeflüsterten“ zum Flüstererhinwenden.

Über Herlinde Koelble

Seit 40 Jahren ist sie als Fotografin und Dokumentarfilmerin tätig. Mit ihren Arbeiten über deutsche Wohnzimmer, mächtige Persönlichkeiten und starke Frauen hat sie sich in der Fachwelt im In- und Ausland einen Namen gemacht. Beim Zeitmagazin gehört sie zu den Interviewern der Gesprächsreihe „Das war meine Rettung“. Ihre Bilderserie war übrigens ein Beitrag gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsradikalismus für den Münchener Verein Lichterkette e.V. , der seit 1992 Aktionen gegen Fremdenhass initiiert.

Infos zur Ausstellung:

Tel: (069)60600. www.mfk-frankfurt.de Adresse: Schaumainkai 53

Öffnungszeiten: Di bis Fr. 9-18 Uhr, Sa, So und Feiertag 11-19 Uhr

Eintritt: ab 6 Jahre 1.50 Euro, ab 18 Jahre 5 Euro.