„Lust aufs Land“

Rossmarkt und Hauptwache drei Tage „Hessens größter Bauernhof“

von Karl-Heinz Stier

Lebensmittel sind heute allzu oft anonyme Produkte, die im Supermarkt gekauft werden, ohne jeglichen Bezug zu ihrer landwirtschaftlichen Herkunft. Kaum jemand weiß heute noch wie die Landwirte produzieren  und die  Tiere heute wirklich gehalten werden. Das Erntefest Frankfurt bietet die Gelegenheit, sich selbst „aus erster Hand“ über heimische Landwirtschaft, deren Strukturen und Produktionsweisen zu informieren. Der überwiegende Teil der Aussteller sind landwirtschaftliche Direktvermarkter oder arbeiten eng mit der hessischen Landwirtschaft zusammen.

Hessens Bauern zeigen ein vielseitiges Angebot an frischen Nahrungsmitteln aus der Region. Es gibt direkt vom Erzeuger fast alles zu kaufen und zu probieren: Hausmacher Wurst, Obst, Gemüse, Kartoffeln, Brot, Wein, Apfelwein, Honig und Imkereiprodukte, Milch und Milchprodukte von Kuh, Ziege und Schaf. „Informieren, ausprobieren und mitmachen“ ist die Devise beim Rahmenprogramm, auch Tierausstellungen sind dabei. Vor diesem Hintergrund bleibt das Motto „Stadt-Land-Genuss“ die logische Konsequenz.

Besonders auf die Kontaktpflege zu Jugendlichen und Kindern kommt es den Veranstaltern an. „Wir wollen versuchen, mit dem Erntefest das Interesse von 450 Frankfurter Schulen und Kindergärten an Natur und Landwirtschaft zu wecken und haben dazu eingeladen. Spannend wird es jeweils vormittags, wenn es darum geht, Experimente, wie Quark rühren und Butter schütteln, selbst zu erfahren. Nachmittags kann man unter dem Motto „Alles Käse“ sein Wissen in einem Quiz über die Vielfalt im heimischen Käseregal unter Beweis stellen“, so Karlheinz Gritsch, der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Vereins.

Hauptthema freilich ist bei den Landwirten derzeit der Witterungsverlauf in den letzten fünf Monaten. „Wir haben eine  Dürre, keine Missernte, aber die geringste Ernte seit vielen Jahren“, erklärte der Frankfurter Kreislandwirt Dr. Matthias Mehl. „Im Schnitt liegen wir 15 Prozent unter den bisherigen Zahlen“. (Getreide minus 10 %, Winterraps minus 15 %, die Zuckerrübenernte, die in diesen Tagen  beginnt, minus 20 bis 30 %,  Kartoffeln minus 30 bis 50 %.)

Die langanhaltende Trockenheit wirkt sich auch auf die Viehhalter aus. Vom Grünland konnten nach Angaben des Kreislandwirtes in diesem Jahr lediglich 1-2 Ernten eingefahren werden -  üblich sind 4 Ernten. „In den letzten drei Jahren mussten die Landwirte mit niedrigen Preisen leben. Doch dieses Jahr kann folgenschwere Auswirkungen auf die Strukturen der Betriebe haben: die Ertragsfähigkeit kann nicht mehr ausreichen, um die Familien zu ernähren. Der Schritt zur Nebenerwerbstätigkeit muss möglicherweise angetreten werden“.

Scharf kritisiert wird von den Landwirten der Siedlungsdruck auf noch verbliebene Flächen für Wohnungsbau, Erholungsflächen und Verkehrswege, zumal die Städte, die wachsen,  auf fruchtbarem Areal liegen und den Bauern wertvolles Ackerland wegnähmen.

Die Öffnungszeiten des Erntefestes sind an allen drei Tagen von 10 bis 20 Uhr,  der Eintritt ist kostenfrei.  Die offizielle feierliche Eröffnung ist am Donnerstag, dem 20.September,  um 11.30 Uhr,  auf der Aktionsbühne auf dem Rossmarkt.