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Letzte Aktualisierung: 23.04.2024

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„Gefährliche Konsensverschiebung“

Der Pianist Igor Levit in hr2-kultur über seine Echo-Rückgabe

von Ilse Romahn

(20.04.2018) Igor Levit sei „vor freudiger Aufregung“ über seinen Echo „fast gestorben“. Dennoch hat der Star-Pianist nun, wie zahlreiche andere Künstler, den Preis zurückgegeben.

Igor Levit
Foto: Robbie Lawrence
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In hr2-kultur sagte Levit: „Der Echo und der Bundesverband haben mit dieser Entscheidung etwas ausgezeichnet und die Legitimation gegeben, das in meinen Augen eine gravierende, schwerwiegende, unerträgliche Grenzüberschreitung darstellt. Das hat nichts mit Grundfreiheit zu tun. Man kann nicht alles und jeden mit Kunstfreiheit und freier Rede verteidigen und sagen, na gut, das ist halt so. Das funktioniert nicht.“

„Zum anderen müssen wir“, so Levit weiter, „die Chance nutzen, klar zu machen: Hier geschieht eine Konsensverschiebung, die wir in diesem Land schon seit mehreren Jahren beobachten. Eine politische und eine gesellschaftliche Konsensverschiebung. Dinge werden akzeptiert und toleriert, die noch vor einigen Jahren so nicht akzeptiert und toleriert wurden. Und das ist sehr gefährlich.“

Trotz heftiger Kritik ist Igor Levit nicht für eine Abschaffung des Echos: „Der Echo war und wird immer eine sehr kommerzielle Veranstaltung bleiben, es geht um Kommerz. Wir alle wussten das, und wir alle haben dieses Spiel auch immer mitgespielt. (…) Was der Bundesverband aber jetzt tun muss, ist, klarzustellen, dass nie wieder der Zwang zu Wirtschaftlichkeit Überhand gewinnt. In einer solchen Grenzsituation muss Verantwortung einfach die Oberhand behalten.“
 
Das komplette Gespräch war am Mittwoch, 18. April, um 18.05 Uhr in der Sendung „hr2-Der Tag“ zu hören und ist weiterhin als Podcast auf www.hr2-kultur.de abrufbar.