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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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„Es lebe die Malerei!“

Städel stellt Werke von Matisse und Bonnard aus

von Karl-Heinz Stier

(13.09.2017) Das Städel Museum in Frankfurt ist bekannt für seine besonderen Ausstellungen, in denen es versucht, bedeutende Künstler - vor allem aus der französischen Kunstgeschichte - einem breiten Publikum nahezubringen.

Bildergalerie
Die Macher der Ausstellung: Ko-Kurator Zamani, Direktor Demandt, Kurator Krämer
Foto: Karl-Heinz Stier
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Bonnards liegender Akt auf weißblau kariertem Grund von 1909
Foto: Karl-Heinz Stier
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Blumenstrauß von Matisse aus 1916/17
Foto: Karl-Heinz Stier
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Mimosenstrauß von Bonnard von 1945
Foto: Karl-Heinz Stier
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Es sei an die Ausstellung „Monet und die Geburt des Impressionismus“ in 2015 erinnert. In diesem Kontext sozusagen präsentiert das Museum nun ab 13. September bis 14. Januar 2018 zwei herausragende Protagonisten der Klassischen Moderne erstmals gemeinsam in Deutschland: Henri Matisse (1869-1954) und Pierre Bonnard (1867-1947). Im Mittelpunkt der Sonderausstellung „Matisse-Bonnard. Es lebe die Malerei!“steht die über 40 Jahre andauernde Künstlerfreundschaft der beiden französischen Maler. Beide setzten sich intensiv mit den gleichen künstlerischen Sujets auseinander: Interieur, Stillleben, Landschaft und Natur und besonders auch mit dem weiblichen Akt.

Anhand von 120 Gemälden, Plastiken, Zeichnungen und Grafiken eröffnet nach Mitteilung von Städel-Direktor Philipp Demandt und Kurator Felix Krämer die Schau einen Dialog zwischen beiden Künstlern und bietet damit eine neue Perspektive auf die Entwicklung der europäischen Avantgarde vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Das Städel konnte dazu eine Vielzahl hochkarätiger Leihgaben aus internationalen Sammlungen gewinnen, darunter aus Chicago, London, New York, Paris, Petersberg und Washington. Zudem zeigt die Werkschau zahlreiche Hauptwerke aus Privatsammlungen, die der Öffentlichkeit sonst nicht zugänglich sind. Ein weiteres Highlight ist das 1935 entstandene Hauptwerk von Matisse  Großer liegender Akt, das zum ersten Mal seit über 30 Jahre wieder in Deutschland zu sehen ist und vom Baltimore Museum of Art ausgeliehen wird. Der längst zur Ikone gewordene Akt war ein Meilenstein auf dem Weg des Künstlers zu einer Ästhetik stark reduzierter Formen und stellt seine Atelierassistentin dar.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass das Gemälde von Bonnards kompositorisch eng verwandtem Werk „Liegender Akt auf weißblau kariertem Grund (um 1900) inspiriert wurde, das sich seit 1988 in der Sammlung des Städel Museums befindet.

In der Malereigeschichte werden die beiden Künstler trotz ihrer markanten Nähe oft zwei entgegengesetzten Strömungen zugerechnet. „Bonnard, mit seinem luftigen, lockeren Pinselduktus und dem Einsatz zarter Pinselfarben als letzter großer Erbe des Impressionismus. Matisse hingegen, mit seinem Interesse an grellen Farben und flächigen, stark konturierten Bildkompositionen als ein weit ins 20. Jahrhundert weisender Pionier der Abstraktion“, so die Kuratoren der Ausstellung. Wenn auch Gemeinsamkeiten und Unterschiede feststellbar sind, dies mündete doch nie in einen Wettstreit untereinander.

Ein weiteres gutes Beispiel ist das Stillleben im Werk von Bonnard und Matisse, das bei beiden eine große Rolle spielte. In den bunten Szenerien aus gedeckten Tischen, Blumenvasen und Obstkörben ging es den Künstlern nicht um eine direkte Wiedergabe von Alltagsgegenständen, sondern um das Erzeugen eines stimmungsvollen Gesamtarrangements. Beispiele sind „der Blumenstrauß" von Matisse (1916/17)und der "Mimosenstrauß" von Bonnard von 1945.

Noch ein Wort zum Titel der Ausstellung „Es lebe die Malerei!“. Er beruht auf einem Ausruf, mit dem Matisse seinen Freund Bonnard am 13. August 1925 begrüßte. Die wenigen Worte auf einer Postkarte aus Amsterdam waren der Beginn eines über 20jährigen Briefwechsels, der von tiefer gegenseitiger Wertschätzung zeugt. Beide verlegten ihren Lebensmittelpunkt aus der Kunstmetropole Paris an die Cote d’Azur und behaupteten sich dort als führende Propagandisten der europäischen Kunstszene.

Die Öffnungszeiten: DI, Mi, SA, SO und Feiertage von 10 bis 18 Uhr, Do und Fr. von 10 bis 21 Uhr, montags geschlossen. Eintritt: 14 Euro, ermäßigt 12 Euro.

Weitere Infos: unter (069)605098-200 oder info@staedelmuseum.de. Kartenvorverkauf: tickets.staedelmuseum.de