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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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„Es kann nur ein Miteinander geben“

W. Barth plädiert in hr-iNFO für mehr Akzeptanz und Selbstkritik im Umgang mit Drogen

von Ilse Romahn

(15.08.2019) Am Donnerstag, 15. August, wird in Frankfurt wieder Bahnhofsviertelnacht gefeiert. Neben Bordellen, Bars und Restaurants prägt die Drogenszene das Quartier.

Wolfgang Barth (Drogendienst Frankfurt) betreut seit 40 Jahren Abhängige
Foto: hr/DND JJ e.V.
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In hr-iNFO spricht Wolfgang Barth über seine Arbeit als Leiter des Drogennotdienstes unter dem Druck zunehmender Gentrifizierung des Viertels.

Auch wenn der Trägerverein „Jugendberatung und Jugendhilfe e.V.“ heißt, seien die Klienten des Drogennotdienstes im Durchschnitt eher „vierzig Jahre und älter“, sagt Wolfgang Barth in hr-iNFO „Das Interview“. Als Teil des „Frankfurter Wegs“ bietet die Einrichtung seit 30 Jahren Abhängigen die Möglichkeit, sich unter hygienisch sauberen Bedingungen im Konsumraum einen Schuss zu setzen, am Methadon-Programm teilzunehmen oder eines der Notbetten für die Nacht zu nutzen. Barth fordert mehr Akzeptanz für die vom Leben auf der Straße und vielfachen Inhaftierungen oft deutlich gezeichneten Menschen: „Eine Gesellschaft, die sich durch Toleranz und Offenheit auszeichnet, muss auch akzeptieren, dass es Menschen gibt, die sich in einem anderen Lebenszustand befinden und diese auch auf der Straße leben und auch im gleichen Viertel.“

Für mehr Selbstkritik auch im Umgang mit legalen Drogen
Die Bahnhofsviertelnacht am Donnerstag erlaubt ungewöhnliche Einblicke in das bunte, von krassen Gegensätzen geprägte Stadtviertel. Aus diesem Anlass fragt Politikredakteurin Selina Rust den erfahrenen Sozialarbeiter nach den Folgen der Gentrifizierung für seine Klienten, aber auch Persönliches: Wie verarbeitet Wolfgang Barth die emotionalen Belastungen aus dem täglichen Umgang mit Schwerstabhängigen? Barth fordert in hr-iNFO von allen Mitgliedern der Gesellschaft nicht zuletzt mehr Selbstkritik in Drogenfragen: „Auffälligkeiten kann ich […] auch bei Personengruppen ganz anderer Herkunft feststellen, die aufgrund von exzessivem Konsum legaler Drogen zustande kommen.“ Sein Fazit aus vierzig Jahren Sozialarbeit in der Frankfurter Drogenszene ist: „Es kann nur ein Miteinander geben. Und das kann in Zukunft nur hier im Frankfurter Bahnhofsviertel umgesetzt werden. Es gibt keinen alternativen Stadtteil, in dem […] eine Integration von betroffenen Drogenkonsumenten so stattfinden kann wie im Frankfurter Bahnhofsviertel."

Das ganze Gespräch mit Wolfgang Barth sendet hr-iNFO am Donnerstag, 15. August, um 19.35 Uhr.

Alle Sendetermine, Podcast und weitere Informationen unter www.hr-inforadio.de.